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Planet im Blick

Auf, auf zu neuen Abenteuern, tief im Weltall. Das ist Donald Trumps Zugang geht es um die künftigen Aufgaben der NASA. Der neue starke Mann im Weißen Haus verbindet damit en passant ein Ende der erdnahen Beobachtung durch die amerikanische Weltraumagentur – zumal jenes Monitorings, welches sich mit den Auswirkungen der globalen Erwärmung befasst. Denn die, so weiß die Welt spätestens seit dem US-Wahlkampf, die gibt es nicht. Mithin gibt es keinen Grund, entsprechende Daten zu sammeln, zu analysieren und zur Verfügung zu stellen. Das ist der neue Ton in Washington DC.

African Mosaic – 7.000 Aufnahmen von Sentinel 2A zusammengesetzt zu einem wolkenfreien Kontinent.

African Mosaic – 7.000 Aufnahmen von Sentinel 2A zusammengesetzt zu einem wolkenfreien Kontinent.

Szenenwechsel: Brüssel, 7. Dezember 2016, die EU Kommission präsentiert den ersten Marktbericht zum Europäischen Erdbeobachtungssystem Copernicus. Hier ist ein anderer Ton zu vernehmen. Das System, ein Netzwerk basierend auf den sechs Sentinel-Satelliten der ESA und irdischen Messstationen in der Luft, zu Wasser und am Boden, ermöglicht einen detaillierten Blick auf den Planeten.

Nicht nur einen Blick. Aufgabe des Projektes ist es, Daten für Antworten auf eine Reihe essentieller Frage zu bieten. Etwa, wie am besten Bedarf und Verbrauch natürlicher Ressourcen gesteuert und die Umwelt geschützt, wie Sicherheit und Lebensqualität der Menschen garantiert und effektiv auf Naturkatastrophen und Krisen reagiert werden kann; wie wir unser Verständnis der Ursachen und Konsequenzen des Klimawandels verbessern und entsprechende Klimaschutz- und Klimaanpassungsmaßnahmen vorbereiten können.

Das besondere an diesem Programm ist der Umstand, dass die generierten Daten nicht nur den Behörden der EU und ihrer Mitgliedsstaaten zur Verfügung stehen, sondern offen zugänglich sind. Auch Unternehmen und Privaten. Kostenlos.

Die im Dezember veröffentlichte Studie, die 2015 in Angriff genommen wurde, zeigt, dass der freie Zugang zu den Daten schon jetzt bei Dienstleistern im Bereich der Erdbeobachtung zehn Prozent zum Jahresumsatz beiträgt. Auf längere Sicht wird ein Anteil von 31 Prozent am Umsatz erwartet.

Damit nicht genug. Das Copernicus-Programm hat über seine Investitionen in die Sentinel-Satelliten und die damit verbundenen Dienstleistungen der europäischen Weltraumindustrie einen Wachstumsimpuls verschafft. Auch in Österreich, wo – nach Angaben des BMVIT als zuständigem Weltraumministerium – über 100 Unternehmen und Organisationen mit etwa 1.000 Mitarbeitern im Weltraumbereich aktiv sind und rund 140 Millionen Euro Umsatz sowie 20 Patente im Jahr generieren.

Der freie Zugang zu den Daten und Dienstleistungen von Copernicus, so die Studie, hat die Entwicklung einer Reihe kommerzieller Anwendungen und Angebote zur Folge, die Dienstleister ebenso wie Endverbraucher unterstützen. Zumal in den Bereichen Klima und Energie, Katastrophen und Krisenmanagement, öffentliches Gesundheitswesen, Stadt- und Regionalplanung, Biodiversität und Umweltschutz sowie Transport und Sicherheit. Den Investitionen in Höhe von 7,4 Milliarden Euro in den Jahren 2008 bis 2020 stehen erwartete Gesamterlöse in der Höhe von 13,5 Milliarden Euro gegenüber.

Um Zugang und Umgang mit Copernicus zu erleichtern unddie österreichische Forschungs- und Entwicklungscommunity zu unterstützen hat das BMVIT einen nationalen Datenzugang eingerichtet. Über diesen werden die Daten der Sentinel-Satelliten des Copernicus-Programms zur Verfügung gestellt. Zusätzlich hat das Ministerium im Kontext der Agentur für Luft- und Raumfahrt der Forschungsförderungsgesellschaft FFG eine Kontaktstelle für Informationen zu Arbeitsprogrammen, Veranstaltungen und zur Vernetzung eingerichtet.

Und dann und wann entstehen dank der Sentinel-Satelliten auch nur einfach beeindruckend schöne Bilder. So wie ein wolkenloses Afrika – zusammengesetzt aus 7.000 Bildern, die Sentinel 2A zwischen Dezember 2015 und April 2016 gemacht hat. (fvk)

@Copernicus Sentinel data (2016), processed by Brockmann Consult/ Université catholique de Louvain as part of ESA’s Climate Change Initiative Land Cover project